Tukan-Kreis: Jan Faktor liest aus seinem Roman „Trottel“

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Jan Faktor stellt auf Einladung des Tukan-Kreises in der Seidlvilla zu München seinen Roman Trottel in einem Autoren-Lesegespräch vor, das Dieter Heß moderierte Von der Prager Vorhölle, einer schicksalhaften Ohnmacht, einem Sprung und dem seltsamen Trost von Chicorée. Mit »Trottel« ist Jan Faktor ein wunderbar verspielter, funkelnder, immer wieder auch düsterer, anarchischer Schelmenroman gelungen. Im Mittelpunkt: ein eigensinniger Erzähler, Schriftsteller, gebürtiger Tscheche und begnadeter Trottel, und die Erinnerung an ein Leben, in dem immer alles anders kam als gedacht. Und so durchzieht diesen Rückblick von Beginn an auch eine dunkle Spur: die des »engelhaften« Sohnes, der mit dreiunddreißig Jahren den Suizid wählen und dessen früher Tod alles aus den Angeln heben wird. Ihren Anfang nimmt die Geschichte des Trottels dabei in Prag, nach dem sowjetischen Einmarsch. Auf den Rat einer Tante hin studiert der Jungtrottel Informatik, hält aber nicht lange durch. Dafür macht er erste groteske Erfahrungen mit der Liebe, langweilt sich in einem Büro für Lügenstatistiken und fährt schließlich Armeebrötchen aus. Nach einer denkwürdigen Begegnung mit der »Teutonenhorde«, zu der auch seine spätere Frau gehört, »emigriert« er nach Ostberlin, taucht ein in die schräge, politische Undergroundszene vom Prenzlauer Berg, gründet eine Familie, stattet seine besetzte Wohnung gegen alle Regeln der Kunst mit einer Badewanne aus, wundert sich über die »ideologisch morphinisierte« DDR, die Wende und entdeckt schließlich seine Leidenschaft für Rammstein. Jan Faktor, geboren 1951 in Prag, lebt seit vielen Jahren in Deutschland. In der Tschechoslowakei arbeitete er als Programmierer und seit 1979 u.a. als Schlosser und Kindergärtner in Ost-Berlin. Verheiratet ist er mit der Autorin und Psychoanalytikerin Annette Simon, einer Tochter Christa Wolfs. In der Wendezeit engagierte er sich beim Neuen Forum u.a. als Programmierer und beim Rundbrief der Bürgerrechtsorganisation. Später war er Mitarbeiter bei der Zeitung Die Andere. Zu seinen bekanntesten Romanen zählen Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder im Reich des heiligen Hodensackbimbams von Prag (Kiepenheuer & Witsch 2010) und Trottel (Kiepenheuer & Witsch 2022). Für sein literarisches Werk wurde er mehrfach ausgezeichnet – zuletzt mit dem Wilhelm-Raabe-Literaturpreis (2022).

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