261-Das tägliche Training-Buddhismus im Alltag
Buddhismus im Alltag als täglicher Podcast - Mentale Gesundheit - Selbstverwirklichung - Achtsamkeit - Podcast készítő Shaolin Rainer

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Copyright: https://shaolin-rainer.deDie Tage reihten sich aneinander, aufgestanden wurde jeden Morgen um fünf Uhr, zuerst ging es zur Morgenandacht, die Mönche meditierten, sangen das O mi to Fo, beteten, gingen in sich, ich war mehr ein stiller Betrachter, sog die Eindrücke in mich auf. Zu dieser Tageszeit war es bitterkalt, die Knochen und Gelenke schmerzten vom Sitzen. Das Meditationskissen war eher ein Ameisenhaufen, still sitzen war für mich eine Qual. Danach ging es immer in die Tempelkantine, ein großer Raum, in dem ein riesiger Topf Reis und ein kleinerer Topf mit Gemüsen (in Sauce) über dem Feuer hing, wir wärmten uns zusammen mit den anderen Mönchen an großen Tischen (ähnlich von Bierbänken), dann gingen wir in unsere (jetzt war es unsere) Klause, machten die Morgentoilette, tranken Woo-Long-Tee, fingen an zu reden, mit Computer, Händen und Füßen, aber die Verständigung klappte gut zwischen uns. Dann begann das Training, jeden Tag mit festen Ritualen, immer zuerst die „Aufwärmungen“, nach denen ich schon hoffnungslos bedient war, aber aufgeben kam nicht in Frage, ich hatte es bis hierher geschafft, nun wollte ich auch weitermachen, keinesfalls die Fahne streichen. Fast alle Übungen fanden in Positionen knapp über der Erde statt, für ungeübte Betrachter sieht die Sache auch nicht wirklich anstrengend aus, wer allerdings solche Stellungen schon einmal gehalten hat der weiß, wie schwierig dies für einen normalen Mitteleuropäer sein kann. Aus so einer Position schnellte Shi Yan Zi dann immer wieder pfeilschnell nach oben, kam in eine Angriffsposition, war in „Null Komma Nichts“ genau vor meiner Nase, gerade eben war er noch am Boden, jetzt schwebte er förmlich über der Erde, ich war tief beeindruckt. Immer mehr brannten die Beine, besonders die Oberschenkel, die mein doch beachtliches Gewicht (damals etwa 90 kg) tragen mussten, die ungewohnten Positionen haltend, die Bewegungen waren absolut ungewohnt für mich, sahen (auf den ersten Blick) auch befremdlich aus, ergaben dann im Bewegungsablauf durchaus Sinn. Aber es ist eben ein Unterschied, ob ein geübter Kämpfer übt, oder ob ein wohlstandsverwöhnter Europäer meint, hier den Tempelkämpfer abgeben zu müssen. Ständige Wiederholungen von nur wenigen, immer gleichen Übungen, die Muskeln brannten, die Kraft ließ nach, eine unendlich scheinende Plackerei, so hatte ich mir das nicht vorgestellt, eher auf die „magische Pille“ gehofft, eigentlich weiß ich nicht mehr, was ich wirklich erhofft hatte. Aber jetzt war ich hier, durchgezogen wird, koste es, was es wolle. Ständige Verlagerungen des Körpergewichts (knapp oberhalb der Erde) von einem Bein zum anderen, das Bein mit dem Gewicht weit abgeknickt, das Gesäß am Boden, das andere Bein im Halbspagat abgestreckt, so übte ich Stunde auf Stunde. Immer wieder ordnete der Mönch eine Pause an, er schmunzelte dabei, sicherlich dachte er sich seinen Teil über den Zustand der Westler. Aus der Position am Boden wieder hochzukommen war unglaublich kraftaufwendig, ich hatte auch die Eleganz eines Elefanten, bei Yan Zi sah das alles so viel einfacher aus. Aber es ging aufwärts, nach einigen Tagen hatte ich mich an die Belastungen gewöhnt, die Beine brannten zwar wie Feuer, aber das fiel mir gar nicht mehr auf. Copyright: https://shaolin-rainer.de Bitte laden Sie sich auch meine App "Buddha-Blog" aus den Stores von Apple und Android.