248-Abschied nehmen-Buddhismus im Alltag

Buddhismus im Alltag als täglicher Podcast - Mentale Gesundheit - Selbstverwirklichung - Achtsamkeit - Podcast készítő Shaolin Rainer

In einem sehr beliebten Kloster kam für einen der Meister der Moment, an dem das Leben bald zu Ende gehen würde. Als er die Ahnung verspürte ging er in seiner Klause, badete sich, rasierte sich und kürzte sich ein letztes Mal die Haare. Dann legte er sein schönstes Gewand an, ging in den Festsaal, lies die jüngeren Mönche zusammenrufen. Als alle Einwohner des Tempels versammelt waren erhob der weise Meister seine Stimme, wies den Novizen an, die Glocke zu läuten und erklärte mit ruhiger, aber gefasster Art sein Anliegen, nämlich seinen Wunsch sich von allen Schülern zu verabschieden und umgeben von den Mönchen seinen letzten Weg zu gehen. Kaum hatte er geendet wurde seine Lebensenergie immer schwächer, die innere Kraft verließ ihn, den Schülern wurde Angst und Bange, der Meister war ein großes Vorbild im gesamten Erdkreis, er war geliebt und verehrt, ihn so zu sehen erschreckte seine Anhänger, ein großes Geheule erfüllte die Halle, alle Anwesenden hatten Tränen in den Augen. Der schon fast in einer anderen Welt befindliche Meister erschrak und öffnete seine schon fast für immer verschlossenen Augen, plötzlich war wieder Kraft in ihm, das Leiden seiner Brüder berührte ihn. Er sprach zu ihnen: ein wahrer Anhänger Buddhas sollte nicht an weltlichen Gefühlen gemessen werden, sondern einen freien und unabhängigen Geist haben. Wir lehren denn Menschen, dass das Leben aus Leiden besteht, wenn wir Meister und unsere Novizen aber auch so leiden wie alle anderen Lebewesen, dann ist doch etwas nicht richtig, nicht so wie der große Lehrer es uns gelehrt hat. Sicherlich ist die menschliche Existenz schwer, das Leben besteht hauptsächlich aus Leiden, Geburt, Alter, Krankheit und Tod sind das Los aller Lebewesen, aber darüber sich zu beklagen bringt auch keine Veränderung. Egal was der weise Meister seinen Schülern und Mitbrüdern erzählte, das Jammern um ihn herum wurde nicht weniger, die Tränen flossen, die Stimmen versagten. Da nahm der weise Meister noch einmal seine ganze Energie zusammen, er wollte noch so lange weiterleben, bis seine Mitbrüder und Novizen diese letzte Lektion verstanden hatten. Also sprach er: wir wollen noch einmal zusammen ein Festmahl veranstalten, dabei möchte ich euch die Lektion vom Abschiednehmen verdeutlichen. Ich kann nicht gehen, ohne euch diese wichtige Weisheit zu hinterlassen. Danach möchte ich in Frieden gehen, bitte macht mir den Abschied nicht schwer. Gesagt und getan, die Mönche und Novizen sprangen auseinander, sie sahen wieder Hoffnung, wollten ihren Meister noch möglichst lange am Leben halten. Als der Meister dann fragte, wann denn das Festmahl stattfinden mag gab man ihm alle möglichen Ausflüchte und Ausreden, um den Zeitpunkt seines Abganges möglichst weit nach hinten zu verschieben. Mal war der eine Mönch erkrankt, mal gab es einen anderen Grund. Dann kam der Moment, in dem die Angelegenheit nicht mehr zu verschieben war, das Festmahl fand statt. Am Ende erhob der Meister seine Stimme noch ein letztes Mal, versuchte seinen Mitbrüdern zu vermitteln, das nach der Lehre Buddhas das Abschiednehmen ohne Klagen und Jammern vollzogen werden muss, damit der Gehende auch in Frieden gehen kann. Da stand einer der ranghöchsten Mönche auf, er sprach: wir wissen um die Lehre Buddhas, aber wenn man so wie jetzt persönlich betroffen ist, dann ist die Ablösung von Anhaftungen wirklich schwierig. Wir wissen, dass du als unser Meister dies am besten verstehen wirst. Der Mönch setzte sich, der alte Meister stand auf und verließ grußlos die Halle. In seinem Zimmer angekommen setzte er sich in den Lotussitz und verstarb. Der Weg ist das Ziel!

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